„Es war einmal …“. Mit diesen drei Worten beginnen viele Geschichten und Märchen, da kann also ruhig auch mal ein Blogbeitrag auf Books in Vienna so anfangen. Noch dazu, wenn es inhaltlich so gut passt wie im sechsten Teil der Landpartie ’23. Denn um die Geschichte des Purkersdorfer Krimifestivals Mord vor Ort zu erzählen, muss man in den Frühling des Jahres 2012 zurückgehen.
Damals fand auf Initiative von Autor Gerhard Loibelsberger in Kooperation mit der Plattform der österreichischen Krimiautor*innen und Morawa die erste Ausgabe von A Mörda Frühling statt, einer Leistungsschau der heimischen Spannungsliteratur, die sich bis 2017 im Schauspielhaus als fixer Literaturtermin in der Bundeshauptstadt etablieren sollte. „Das war ein ganz tolles Event, das vom Publikum gut angenommen wurde“, blickt Autorin Petra K. Gungl im Interview mit Books in Vienna etwas wehmütig zurück. „Vor allem für die Autorinnen und Autoren war es eine tolle Gelegenheit, sich zu treffen und auszutauschen.“ Für Debütant*innen oder jene, die über noch nicht viel Auftrittserfahrung verfügten, war es darüber hinaus eine gute Möglichkeit, um das eigene „Buchbaby“ erstmals vor Publikum vorstellen zu können.
Kulturaffine Stadtgemeinde
„Leider hatte Morawa dann kein Interesse mehr an einer Fortführung der Veranstaltung und ohne diese Unterstützung war eine Anmietung des Schauspielhauses nicht mehr möglich. Das hat mir und vielen anderen Kolleginnen und Kollegen damals unglaublich leidgetan“, erzählt Gungl, von der zuletzt der Spannungsroman Diabolischer Engel erschienen ist. Anstatt jedoch einfach nur der Vergangenheit nachzutrauern, machte sich die Autorin mit Unterstützung von Gerhard Loibelsberger und Eva Holzmair daran, eine würdige Nachfolgeveranstaltung auf die Beine zu stellen. Da es in Wien bereits eine Reihe von Literaturveranstaltungen gibt und sich die Sponsorensuche in der Hauptstadt naturgemäß schwierig gestaltet, war schnell klar, dass es ein Ort außerhalb von Wien werden sollte. „Ich bin dann relativ schnell auf Purkersdorf gekommen. Ich kenne mich dort ganz gut aus und die Stadtgemeinde bedeutet mir etwas. Zudem habe ich gewusst, dass Purkersdorf grundsätzlich sehr kunst- und kulturaffin ist, viele Künstler*innen sind in den letzten Jahren dort hingezogen.“
Von der Gemeinde kam im Jahr 2018 schnell positives Feedback, die verbindliche Zusage, die Veranstaltung in das Kulturprogramm aufzunehmen, brauchte aber naturgemäß seine Zeit. Und dann kam die Covid-19-Pandemie, die erstmal alle Planungen und Zeitpläne über den Haufen warf. Doch 2022 war es dann schließlich soweit. Mit der Bühne Purkersdorf war eine fesche Veranstaltungsloaction gefunden, die Stadtbibliothek Purkersdorf und die lokale Buchhandlung unterstützen das Vorhaben tatkräftig. Mit von der Partie waren damals unter anderem Andreas Gruber, Theresa Prammer und Roman Klementovic.
Zwölf mal sieben
Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und so war schnell klar, dass es auch heuer wieder einen Mord vor Ort-Event geben wird. Am 12. Oktober 2023 sind ab 19:30 Uhr bei freiem Eintritt zwölf Stars und Geheimtipps der heimischen Krimi- und Thrillerszene zu sehen, darunter Eva Rossmann, Robert Preis, Gudrun Lerchbaum und Christian Schleifer. Gemordet wird dabei von Tirol über die Steiermark bis nach Niederösterreich und ins Burgenland, das bewährte Konzept des Vorjahres kommt erneut zur Anwendung: Jede*r der zwölf Autor*innen hat sieben Minuten Zeit, um eine spannende Szene aus dem eigenen Werk zu lesen. „Die sieben Minuten sind für die Zuhörer*innen perfekt, um sich einen Eindruck von Autor*in und Werk zu machen“, erklärt Petra K. Gungl. Dadurch bleibe die Veranstaltung trotz der hohen Zahl der Teilnehmenden lebendig.
Mord vor Ort soll dabei nicht nur Lust auf Kriminalromane und Thriller machen, sondern generell Werbung für’s Lesen sein. „Leselust zu schüren ist mir extrem wichtig, denn das Lesen ist eine Kulturtechnik, die heutzutage leider immer weniger Menschen anspricht, obwohl sie für das gesellschaftliche Miteinander von so großer Bedeutung ist“, betont die Organisatorin. Gleichzeitig bietet sich mit der Veranstaltung in Purkersdorf die Möglichkeit, die Kolleg*innen aus der heimischen Krimiszene hochleben zu lassen. „Im Ballett ist es so: Der Mann muss seine Partnerin gut aussehen lassen, nur so kann er sich den Respekt und die Aufmerksamkeit des Publikums verdienen. Genauso sollten wir Autorinnen und Autoren unsere Kolleg*innen und ihre Arbeit wertschätzen und einander unterstützen. Das ist die Haltung, die ich und die Plattform der Österreichischen Krimiautor*innen vermitteln möchten.“
Aufregender Abend in wunderschönem Ambiente
Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, Mitte Oktober der gleich hinter der Wiener Stadtgrenze gelegenen Stadtgemeinde Purkersdorf einen Besuch abzustatten, für den hat Petra K. Gungl noch ein paar weitere Argumente parat. „Durch die schnelle Abfolge der Autorinnen und Autoren ist die Veranstaltung so spannend, dass man richtig Lust auf’s Lesen bekommt. Man lernt neue Krimis und Autor*innen kennen, kann gleichzeitig aber auch mal wieder seine Lieblingsautor*innen hören. Und man kann in einem wunderschönen Ambiente einfach einen aufregenden Abend verbringen. Wer Bücher liebt, wird sich bei Mord vor Ort definitiv wohlfühlen!“
In diesem Sinne: Bis zum 12. Oktober in Purkersdorf!
get in contact: Mord vor Ort findet am 12. Oktober ab 19:30 Uhr in der Bühne Purkersdorf statt (Wiener Straße 12, 3002 Purkersdorf) – www.purkersdorf.at
Anreise: Die ÖBB bringen euch vom Wiener Westbahnhof mit REX und S-Bahn in 20 Minuten nach Purkersdorf.
Und wenn man schon in Purkersdorf und Umgebung ist …
… kann man zum Beispiel den Naturpark Purkersdorf-Sandsteinwienerwald mit seinem Schaufenster-Museum, dem Blind-Date-Lehrpfad und vielem mehr erkunden.
© Fotos: Mord vor Ort (4)
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